Gläserner Käfig

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Der gläserne Käfig

Lektorat Michael Lohmann www.worttaten.de

Cover: Gabriele Merl (Merli) www.Merlimerl@web.de

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Textschnipsel

 „Es hat seine Eitelkeit gestreichelt, Mama. Ich hab mit ihm geredet. Er hat nicht gesagt: ‚Das hast du gut gemacht, Sohn‘, oder, ‚gratuliere.‘ Nee, er hat gesagt: ‚Du kannst froh sein, dass ich dich immer und jederzeit fördere, also sei dankbar und streng dich auch in der Schule mehr an.‘ Typisch Papa, halt.“ Er verzog seinen Mund zu einem schiefen Grinsen. „Aber ich kenne ihn ja.“
„Wir kennen ihn beide. Willst du mir nachher beim Mikroskopieren der Grünen Knollenblätterpilze helfen? Ich habe einige frische, die ich anschließend trocknen werde.“

„Klar, mache ich gerne. Wozu trocknest du eigentlich Giftpilze?“

„Ich will wissen, ob sich der Giftgehalt durch das Trocknen verändert. Ich trockne sie bei unterschiedlichen Temperaturen. Im Schrank siehst du drei Gläser. Die sind gekennzeichnet mit 50, 60 und 70 Grad. Dazu habe ich die Trocknungsdauer notiert.“

Philip öffnete den Schrank und holte die Gläser heraus. „Krass, dass dieses Pulver so giftig ist. Sind sie tödlich giftig? Und wie heißt das Gift?“

„Ja, also bitte keine Experimente damit. Das Gift heißt Alpha-Amanitin und Phallolysin. Wobei Letzteres bei Hitze zerfällt und darum keine große Rolle spielt.“

„Lässt sich eigentlich das Amo-Dingsbums nachweisen, wenn jemand das isst und ins Krankenhaus kommt?“

„Alpha-Amanitin heißt es. Da die Vergiftungserscheinungen meist ziemlich lange nach dem Verzehr erscheinen, ist das vermutlich schwierig. Wie lange es nachweisbar ist, weiß ich auch nicht genau. Da es Leber und Nieren schädigt, gehe ich davon aus, dass es im Urin, in der Gallenflüssigkeit und im Blut nachweisbar ist. Aber ich bin kein Arzt und nicht sicher. Vor allem muss wahrscheinlich erst jemand auf die Idee kommen, dass Gift im Spiel sein könnte. Aber die Symptome sind zunächst ziemlich unspezifisch. In der Pilzzeit wird trotzdem manch ein guter Arzt auf die Idee kommen zu suchen. Außerhalb des Herbstes halte ich es eher für unwahrscheinlich. Zwar gibt es schon im Frühjahr Pilze, aber das weiß kaum jemand.“

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Rezension zum Buch

 

Fünf wohlverdiente Sterne für einen anspruchsvollen Kriminalroman. Es ist immer wieder faszinierend, wie viele Frauen in einer solchen Partnerschaft - in besagtem gläsernen Käfig - gefangen sind und sich nicht daraus lösen können, nicht einmal für ihre Kinder.
Dagmar Schmidt greift das Thema ihres Romans in fast humorvoller Weise auf, schuf liebenswerte Figuren und bietet einen Schauplatz mit Lokalkolorit. Darüber hinaus verpackt sie immens viel Wissen in ihrer Geschichte. Summasummarum: Ein Krimi, der mir gefällt. :-)

 

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Noch einmal 5 Sterne

Hinter diesem eher schlichten Cover, dass ich wahrscheinlich im Laden eher nicht in die Hand genommen hätte, steckt eine geniale Geschichte! Man meint nicht, dass dies das Debüt der Autorin ist!
Im Buch geht es um Emma, die in einem goldenen Käfig gehalten wird. Die Gattin eines Chefarztes mit Privatklinik hat eigentlich alles, was Frau sich wünschen kann...auf den ersten Blick. Eine schicke Villa, ein teures Auto, nie Geldsorgen. Doch hinter der Fassade sieht es anders aus. Nicht nur, dass ihr Gatte Rob sie betrügt, er misshandelt und schlägt sie und macht nochmal vor ihrem Sohn im Teenager Alter halt. Emma hat ein Hobby. Sie sammelt gern Pilze, auch giftpilze und untersucht diese. Eines Tages wird ihr Mann vergiftet. War es Emma?
Ein außergewöhnliches Buch! Die erste Hälfte ist eher ein Familiendrama und in der zweiten Hälfte geht es in den Krimi über, immer mit der Frage: wie viel ist ein Mensch bereit zu ertragen bevor er handelt...
Das Thema Gewalt ist sehr gekonnt erzählt und auch mit welchen Tricks die Täter arbeiten, dass die Opfer nicht aus ihrer Rolle können. Ich dachte immer "wie kann man als Mutter seinem Sohn so etwas aussetzen" aber auch das wird im Buch berücksichtigt und sehr nachvollziehbar erzählt. Auch wenn es ein sehr trauriges und aufwühlendes Thema ist, finde ich es sehr gelungen dass die Autorin trotz allem "Lichtblicke" schafft. So haben zum Beispiel Mutter wie Sohn sehr gute Freunde, die ihren bei stehen. Das Buch wirkt nie "hoffnungslos und depressiv" sondern im Gegenteil hoffnungsvoll. Dies liegt auch am erfrischenden Schreibstil der Autorin. Eindrücklich und dennoch leicht zu lesen, sodass die Seiten nur so dahin fliegen.
Der zweite Teil ist wie ein Krimi aufgebaut mit der Ermittlerin Hanna. Mann denkt recht schnell "der/die wird es gewesen sein" aber die Autorin schafft es auch hier einen zu verunsichern und doch nochmal abzuwägen. Und wenn man dann denkt "ob, dies ist jetzt das gelungene Ende" setzt die Autorin nochmal einen im Epilog drauf und lässt einen fassungslos zurück! Wirklich klasse!
Die Personen sind sehr gut ausgearbeitet bis auf hanna , aber diese hat im Roman den Auftrag zu ermitteln. Da muss man nicht unbedingt etwas über das Privatleben lesen. Dafür ist das Buch "kurz und knapp" ohne unnötigen Ballast. Ob man dafür Punkte abzieht soll jeder selbst wissen, ich finde es gut so wie es ist.

Fazit: ein aussergewöhnliches Buch, ein tolles Debüt, ein besonderer Krimi

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